"And Just Like That": Ich habe die neue Staffel vorab gesehen – und sie ist genauso wild wie Carries Outfits

And Just Like That: Das ist die dritte Staffel.
Letzte Woche erhielt ich eine irritierende Nachricht. In Journalist:innenkreisen – und damit meine ich besonders jene, die das Glück hatten, die neuen Folgen von "And Just Like That" schon vor der Premiere zu sehen – wurde berichtet, dass die Fortsetzung der umstrittenen Serie tatsächlich gut gelungen sei. Und zwar nicht in der Art "so gaga, dass es schon wieder gut ist und man deswegen nicht wegsehen kann", sondern wirklich gut – und außerdem eine echte Weiterentwicklung zu den vorherigen Episoden.
Kann das wirklich sein? Ich blieb skeptisch. Und um es schließlich herauszufinden, habe ich mich direkt an die ersten sechs Folgen gemacht, die ich schon vor dem offiziellen Start schauen durfte. Nachdem ich damit fertig war, kann ich bestätigen, dass die vielen Berichte über die überragende Fortsetzung stark übertrieben waren. "And Just Like That" liegt nach wie vor auf dem schmalen Grat zwischen unterhaltsam und meschugge – und dafür könnte ich nicht dankbarer sein.
Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) in der dritten Staffel von "And Just Like That".
Wir steigen bei Carrie (gespielt von einer wie immer strahlenden Sarah Jessica Parker) und Co. kurz nach den (extrem surrealen) Ereignissen der zweiten Staffel wieder ins Geschehen ein: Und damit in Carries Entscheidung, ihre Beziehung zu Aidan Shaw (John Corbett) für fünf Jahre auf Eis zu legen, während er seine Teenager-Söhne großzieht. Trotzdem stehen die beiden noch in Kontakt, schicken sich meist leere Postkarten und haben gelegentlich sehr unbeholfenen Telefonsex.
Miranda (Cynthia Nixon) treibt sich derweil in "Lady Bars" herum, die nur Exzentriker:innen oder ehemalige Bekannte zu beherbergen scheinen, und wohnt währenddessen in einer lauten Airbnb-Unterkunft neben einem verrückten nackten Mann, der ein Fleischermesser schwingt – und das, obwohl ihre beste Freundin Carrie buchstäblich ein riesiges, fast leeres Stadthaus mit Garten im New Yorker Stadtteil Gramercy Park besitzt.
Miranda (Cynthia Nixon) und Carrie (Sarah Jessica Parker).
Charlotte (Kristin Davis) hat wie immer alle Hände voll zu tun mit ihrem Leben als hochkarätige Galeristin, ihrem Mann Harry (Evan Handler) und ihren Kindern Rock (Alexa Swinton) und Lily (Cathy Ang), von denen letztere neuerdings mit einem polyamoren Balletttänzer zusammen ist.
Lisa Todd Wexley (Nicole Ari Parker) und Charlotte York Goldenblatt (Kristin Davis).
Che (Sara Ramirez) und Nya (Karen Pittman) sind dagegen nicht mehr zu sehen – beide Schauspielerinnen haben die Serie nach der zweiten Staffel verlassen. Dafür ist aber die großartige Seema (Sarita Choudhury) durchaus präsent, scheucht ihren Hollywood-Regisseur-Boyfriend herum und schmiedet Pläne für ihr eigenes Unternehmen.
Auch Fanliebling Nicole Ari Parker ist als Lisa Todd Wexley zurück und steckt mitten in einem neuen, kreativen Projekt, während sie gleichzeitig ihren Mann Herbert (Christopher Jackson) bei seiner Kampagne für das Amt des städtischen Rechnungsprüfers unterstützt.
Sarita Choudhury als Seema Patel in "And Just Like That".
Die erste Episode der neuen Staffel hat einige herausragend lustige Momente, von denen zwei Rosie O'Donnell in einem perfekt inszenierten Überraschungsauftritt zu verdanken sind (und die wir hier nicht spoilern wollen), die Lust auf mehr machen.
Aber gleichzeitig bleibt auch die allgemeine Albernheit von "And Just Like That" bestehen: Der schnelle Schnitt und das Tempo sind oft verwirrend und wenn man sich die Aufnahmen zu genau anschaut, stellt man fest, dass die Lippenbewegungen der Charaktere manchmal nicht genau mit den Dialogen übereinstimmen. Außerdem gibt es einige absichtlich schlechte Animationen, die wahrscheinlich ironisch sein sollen, auf die man meiner Meinung nach aber besser hätte verzichten können.
Carrie in ihrem neuen Haus in "And Just Like That".
Und wie immer bei dieser Serie bleibt man mit deutlich mehr Fragen zurück als Antworten.
Warum schreibt Carrie einen so schrecklichen Roman? Moment mal, war das ein Witz über einen Amokläufer an einer Schule? Hat Harry gerade in die Hose gepinkelt? Warum gibt es so wenig Sex? Warum ist Aidan immer noch so langweilig? Warum gibt es diese zufällige Nebenhandlung über einen Mangel an Adderall? Warum sehen wir zu, wie Miranda zu einem Meme wird? Warum versuchen Anthony (Mario Cantone) und Giuseppe (Sebastiano Pigazzi) immer noch, die "Hotfellas"-Bäckerei auf die Beine zu stellen? Es wird niemals funktionieren. Warum singt Christopher Jackson? (Letzteres ist wohl etwas für uns "Hamilton"-Fans, darum hat es mich persönlich rein gar nicht gestört.)
Das Gleiche gilt natürlich auch für die Mode. Carrie, wie sie ein Rosenkleid und passenden Mantel von Simone Rocha trägt, um durch ihre Villa zu schweben? Na klar. Ein massiver Maryam-Keyhani-Hut im Picknickdecken-Look für einen Spaziergang im Central Park? Natürlich. Auffällige, kontrastreiche Printoutfits zum Kaffeetrinken in der Küche? Warum nicht. Eine aufwendig gefranste Jacke, ein weißes Spitzenkleid und ein flottes Ascot-Hütchen zum Frühstück bei Tiffany? Okay, dieser eine Look macht irgendwie Sinn.
Um ehrlich zu sein, ist aber all das eigentlich der Grund dafür, "And Just Like That" zu schauen. Na klar, es gibt auch Highlights: Ein Nackheitsmoment von Miranda ist sehr witzig, Dolly Wells als ihr Love Interest ist toll und auch Jonathan Cake als griesgrämiger Mr.-Darcy-Verschnitt ist lustig. Aber das meiste ist eine Art spektakuläres Fiasko, von dem ich einfach nicht genug bekommen kann.
Carrie vor ihrem Haus in einem rosa Kleid und Mantel von Simone Rocha.
Ja, "Sex and the City" war, ganz ohne Ironie, eine bahnbrechende TV-Serie, aber das war nie das Ziel von "And Just Like That", und das sollte es auch nicht sein. Letztere hat zwar einige Anspielungen auf Erstere mit im Gepäck – Carries Reise nach Virginia mit Aidan erinnert an einen früheren Ausflug aufs Land, und eine Ausgeh-Nacht von Charlotte ist eine Anspielung auf ein häufig verwendetes Meme über die betrunkene Charlotte –, aber es ist gut so, dass sie ihren eigenen, schrägen Charme hat, dem man mit Freund:innen bei einer Flasche Rosé als Guilty Pleasure erliegen kann. Oder, wie ich es getan habe, während man Wäsche zusammenlegt und die Wohnung putzt.
Carrie (Sarah Jessica Parker) und Seema (Sarita Choudhury).
Es hat etwas seltsam Beruhigendes an sich, fast so, als würde man alten Freund:innen beim Plaudern zuhören, während man mit etwas anderem beschäftigt ist. Ob es letztendlich nur die "Sex and the City"-Nostalgie ist, die mich eingeholt hat? Vielleicht, aber eigentlich ist es auch egal, denn "And Just Like That" funktioniert eben einfach.
Freuen wir uns also auf den Rest der Staffel und die unvermeidlichen Diskussionen, Denkanstöße und Empörung, die er nach sich ziehen wird – ich werde auf jeden Fall bis zum Finale am 15. August gespannt dabei sein.
Die dritte Staffel von "And Just Like That" kann seit dem 30. Mai auf Sky und WOW gestreamt werden.
Dieser Text erschien ursprünglich auf Vogue.com.
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